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Was unterscheidet einen Interim CFO von einem angestellten CFO?

Die Suche nach dem passenden CFO startet mit einem Vergleich.
5 Min. Lesezeit

Oberflächlich betrachtet könnte man meinen: 'Das Vertragsverhältnis und die Kosten unterscheideneinen Interim CFO von einem angestellten CFO.' Damit sind zwar zwei wesentliche Unterschiede benannt - eine genaue Differenzierung ist aber sinnvoll, wenn es um den konkreten Bedarf und die Fähigkeiten geht.

Im Unternehmenslebenszyklus sind unterschiedliche Kompetenzen gefragt, wenn es um die kaufmännische Leitung von Unternehmens geht.

Bei Start-up Unternehmen übernehmen oft die Gründer die Finanzthemen als eher ungeliebte zusätzliche Aufgabe. Das ermöglicht einen kostengünstigen Start und vor allem wird der Fokus auf das Produkt gesetzt. Schließlich ist die Produkt Marktreife wichtiger als eine Langfristplanung. Zudem sind die notwendigen finanziellen Ressourcen oft überschaubar und Early Stage Investoren lassen sich eher von einem Produkt und dem Team überzeugen als von einer guten kaufmännischen Organisation. Externe Start-up CFOs, Unternehmens- und Steuerberater bieten ihre Dienstleistungen an, um in dieser Phase handlungsfähig zu sein.

An der Schwelle zum Scale-up Unternehmen werden dann oft erste Defizite in der kaufmännischen Organisation offenkundig. Der notwendige Finanzierungsbedarf steigt und damit auch die Anforderungen der Investoren. Die kaufmännischen Prozesse sollen nun 100% Compliance sicherstellen. Businesspläne sollen möglichst rollierend und in Szenarien selbsterklärend und aktuell vorliegen. Eine integrierte Planung, die mit den relevanten KPI die Unternehmensentwicklung quasi in Echtzeit transparent darstellt werden ebenso benötigt, wie die passenden gesellschaftsrechtlichen Gestaltungen, eine genaue Liquiditätsplanung und eine effiziente Zusammenarbeit mit den einzelnen Teams. Oft geht damit die Erkenntnis einher, dass diejenigen, die bisher mit den Finanzaufgaben betraut waren, dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen sind und kritische Felder nicht bearbeitet werden können. Ursächlich dafür sind zum einen die notwendige fachliche Erfahrung aber auch oft die verbundene Arbeitsbelastung. In dieser Phase des Unternehmens werden häufig Interim CFO eingesetzt. Sie bringen die notwendige Erfahrung mit, agieren souverän mit den betreffenden Stakeholdern und sind erfahren darin, die passenden Tools zu implementieren und das Team zu entwickeln.

In der Phase soliden Unternehmenswachstums kann ein fest angestellter CFO seine Vorteile unter Beweis stellen. Bei der Suche, die ein ggf. vorher anwesender Interim CFO oft unterstützt, können Kandidaten gefunden werden, die branchen- und facherfahren sind und die weitere Entwicklung des Unternehmens mit kaufmännischer Expertise steuern können. Über die Zeit sind diese dann viel intensiver mit den einzelnen Spezialthemen vertraut und können sich gutes internes Netzwerk aufbauen.

Für den Fall einer Trennung von CFO und Unternehmen (ob temporär - beispielsweise durch Krankheit - oder dauerhaft durch Kündigung) entsteht eine Lücke, bei der ein erneuter Einsatz eines Interim Managers die Vakanz gut überbrücken kann.

Im Verlauf des weiteren Unternehmenslebenszyklus ändern sich die Anforderungen an einen CFO oft. So sind etwa in Phasen eines geplanten IPO oder auch in Phasen einer Krise spezielle Kompetenzen gefragt, bei denen die Stelleninhaber eines Wachstumsunternehmens an ihre Grenzen geraten können. Auch dann ist der Einsatz eines Interim CFO wieder eine Option, die passgenau die notwendigen Kompetenzen zur Verfügung stellt.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen angestellten und Interim CFO ist die Projekterfahrung. Typischerweise findet sich im Lebenslauf eines angestellten CFO eine einstellige Zahl an bisherigen Arbeitgebern. Das zeugt von Durchhaltevermögen. Das Risiko, dass ein Jobhopper bei der nächsten Gelegenheit mit der Hoffnung auf bessere Konditionen zum nächsten Unternehmen weiterzieht, scheint gering, wenn die Dauer der einzelnen Anstellungen lang ist. Erfahrene Interim CFOs haben hingegen oft eine lange Liste von Projekten. Sie wissen, was es bedeutet, sich schnell in die notwendigen Aufgaben einzuarbeiten. Der klare Fokus liegt auf der Aufgabe. Eine 100 Tage Schonfrist gibt es da nicht. Meist sind nach den ersten zwei Wochen mutige Entscheidungen gefragt.

Eine ungesunde Unternehmenskultur in den Abteilungen bremst den Unternehmenserfolg. Ursächlich dafür sind nicht selten interne Machtkämpfe, Eitelkeiten, Rivalitäten oder Karrierestreben. Ein Angestellter wird beim beruflichen Handeln immer auch berücksichtigen, inwieweit dieses Auswirkungen auf den eigenen Arbeitsplatz, die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten und nicht zuletzt die eigene Vergütung (incl. Bonus) hat. Das Handeln von Interim Managern ist davon meist unbeeinflusst. Weder müssen sie sich Gedanken um den Status im Unternehmen machen noch um die Vertragskonditionen. Die stehen meist zu Beginn des Vertrages bis zum Ende unverändert fest. Entscheidender für den Interim Manager ist hingegen die Ergebnisorientierung, denn es gehört zum Standard, Referenzen vor der Beauftragung eines Interim Managers einzuholen.

Als angestellter CFO ist eine Unternehmenskrise die Ausnahme. Da fällt es oft schwer, den Überblick zu bewahren und den Fokus richtig zu setzen, wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen. Hingegen geht die Beauftragung eines Interim Managers häufig mit einer Krise einher. Das können Störungen in der Finanzabteilung sein oder es sind externe Krisenursachen verantwortlich - in jedem Fall weiß aber ein erfahrener Interim CFO damit umzugehen. Ein schnelles Verstehen der Lage und ein passendes Toolset zur Stabilisierung bilden die Basis erfolgreichen Handelns.

Die Kosten von Interim CFO's sind höher als die von angestellten CFO's - das liegt in der Art der Gestaltung der Arbeits- bzw. Dienstleistungsverträge. Während Angestellte die Bezahlung der Sozialversicherung und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaub sowie Kündigungsschutz genießen, sind Interim Manager selbständige Unternehmer. Ihre Vergütung ist wesentlich von der Auslastung abhängig. Sie werden nur für Tage bezahlt, an denen auch eine Leistung erbracht wird. Es gibt Ansätze zur Messbarkeit der Rendite des Einsatzes von Interim Managern durch den sogenannten ROIM (Return on Interim Management). Lt. einer Studie der Ludwig Heuse GmbH aus dem Jahr 2021 besagt der ROIM, dass Interim Manager nahezu das Sechsfache ihrer Kosten für die Unternehmen erwirtschaften.

Die Gestaltungsmöglichkeiten von Befristungen und Kündigungsfristen sind bei Angestellten im Vergleich zu Interim Managern deutlich weniger flexibel.

Wenn Sie als Unternehmer also vor der Frage stehen, ob ein festangestellter CFO oder ein Interim CFO die Lösung für Ihre Herausforderung ist, empfiehlt es sich, alle Punkte zu berücksichtigen um kaufmännisch erfolgreich für die Zukunft aufgestellt zu sein.